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Luzia Gisler
politisch

Alter und Gesundheit

Wir alle verdienen ein erfülltes und würdiges Leben.

Das Thema Gesundheit hat mich schon immer fasziniert. Obwohl seither schon einige Jahre vergangenen sind, erinnere ich mich noch sehr gut und lebhaft an meine Lehrzeit als Pflegefachfrau (damals: Kinderkrankenschwester). Die Arbeit mit kranken, verletzten und pflegebedürftigen Menschen hat mich geprägt und beeindruckt. Nicht zuletzt deshalb war ich in meinem späteren Berufsleben viele Jahre als Pflegefachfrau tätig – unter anderem auch im Kantonsspital Uri.

Das Wichtigste in Kürze:

Die demographische Entwicklung und die steigenden Gesundheitskosten führen auch zu strukturellen Herausforderungen.
Viele ältere Menschen möchten heute so lange wie möglich zuhause bleiben: Damit dies möglich ist, braucht es die passenden Unterstützungsangebote.
Was im Kanton Uri oftmals fehlt, sind individuelle Unterstützungsformen als Ergänzung zu den klassischen Pflegeeinrichtungen – dies zum Beispiel in Form des betreuten Wohnens, von Alterswohnungen oder erweiterten Tages- und Nachtstrukturen.

Der gesellschaftliche Wandel ist nicht zu stoppen

Heute arbeite ich zwar nicht mehr im Spital, als Leiterin Soziale Dienste ist das Thema Alter und Gesundheit aber ein wichtiger Bereich meiner Abteilung. Als Mitglied der Steuergruppe für das Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» beschäftige ich mich zudem intensiv mit der Entwicklung im Bereich der Alterspflege. Leider gibt es in Uri gerade in diesem Bereich grossen Nachholbedarf. 

Fakt ist: Der demographische Wandel schreitet voran. Die Kombination aus steigender Lebenserwartung und niedriger Geburtenrate führt dazu, dass der Anteil der älteren Menschen in der Schweiz und auch im Kanton Uri in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. Diese Entwicklung bringt grosse gesellschaftliche, strukturelle und finanzielle Herausforderungen mit sich. Und klar ist: Je früher wir diese angehen, desto besser. Zudem sind die steigenden Gesundheitskosten insbesondere die Krankenkassenprämien auch für viele Urnerinnen und Urner ein Problem. Der Kanton ist mit der Auszahlung der Prämienverbilligung weiterhin am unteren Ende des schweizweiten Vergleichs, hier ist eine Anpassung und somit eine Entlastung sinnvoll.

Pflegeeinrichtungen sind wichtig, individuelle Unterstützungs-Angebote ebenfalls

Was Pflegeeinrichtungen angeht, sind wir in Uri grundsätzlich gut aufgestellt. Was hingegen zu kurz kommt, sind alternative Unterstützungsformen. Viele Menschen möchten heute so lange wie möglich selbständig bleiben – und das am liebsten in den eigenen vier Wänden. Damit dies möglich ist, sind sie jedoch darauf angewiesen, bei Bedarf auf punktuelle Unterstützung zurückgreifen zu können. Ich denke an Spitexangebote, Mahlzeitendienste, betreute Wohnangebote oder andere individuelle Dienstleistungen. 

Entscheidend ist die Balance zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Ein schweizweiter Vergleich bezüglich der Nutzung von ambulanten und stationären Angeboten sowie den «BESA»-Stufen zeigt, dass diese Balance in Uri heute nur bedingt gegeben ist. Mit dem «BESA»-System werden die Pflegeleistungen erfasst, die nötig werden, wenn Bewohnende infolge von gesundheitlichen Beeinträchtigungen Unterstützung benötigen. Heute verzeichnen die Urner Pflegeheime insbesondere bei den tiefen BESA-Stufen eine hohe Belegung. Mit anderen Worten: Viele ältere Menschen könnten noch zu Hause leben – wenn denn die entsprechenden Unterstützungsangebote vorhanden wären. Der ambulante Bereich hingegen wird zu wenig genützt. 

Mehr Stress, mehr Kosten

Der Mangel an individuellen und alternativen Pflegedienstleistungen führt dazu, dass die Betroffenen in Pflegeheime einziehen – und setzt damit natürlich die Pflegeeinrichtungen einem hohen Druck aus. Volle Betagtenzentren sind aber nicht nur ein Problem für die Betroffenen, sondern auch für ihre Angehörigen. Oftmals gibt es keinen Platz, wenn er gebraucht wird. Die hohe Inanspruchnahme stationärer Einrichtungen treibt zudem die Gesundheitskosten in die Höhe, was sich letztlich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt. 

Es braucht ein klares Bekenntnis und umfassende Investitionen

Was also ist zu tun? Meiner Meinung braucht es ein klares Bekenntnis und umfassende Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur der älteren Bevölkerung. Um den wachsenden Bedürfnissen der älteren Bevölkerung nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen gerecht zu werden, müssen wir jetzt die nötigen Schritte aufgleisen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine gesundheitspolitische Aufgabe, sondern auch eine gesellschaftliche Verpflichtung.

Fazit

Unsere ältere Bevölkerung verdient die bestmögliche Versorgung und Unterstützung, damit sie ein erfülltes Leben in ihren eigenen vier Wänden führen können. Es ist höchste Zeit, die Herausforderungen der demografischen Entwicklung anzuerkennen und gemeinsam Lösungen zu finden. Denn wir alle verdienen ein erfülltes und würdiges Leben – und das bis ins hohe Alter.