Heute arbeite ich zwar nicht mehr im Spital, als Leiterin Soziale Dienste ist das Thema Alter und Gesundheit aber ein wichtiger Bereich meiner Abteilung. Als Mitglied der Steuergruppe für das Projekt «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri» beschäftige ich mich zudem intensiv mit der Entwicklung im Bereich der Alterspflege. Leider gibt es in Uri gerade in diesem Bereich grossen Nachholbedarf.
Fakt ist: Der demographische Wandel schreitet voran. Die Kombination aus steigender Lebenserwartung und niedriger Geburtenrate führt dazu, dass der Anteil der älteren Menschen in der Schweiz und auch im Kanton Uri in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. Diese Entwicklung bringt grosse gesellschaftliche, strukturelle und finanzielle Herausforderungen mit sich. Und klar ist: Je früher wir diese angehen, desto besser. Zudem sind die steigenden Gesundheitskosten insbesondere die Krankenkassenprämien auch für viele Urnerinnen und Urner ein Problem. Der Kanton ist mit der Auszahlung der Prämienverbilligung weiterhin am unteren Ende des schweizweiten Vergleichs, hier ist eine Anpassung und somit eine Entlastung sinnvoll.
Was Pflegeeinrichtungen angeht, sind wir in Uri grundsätzlich gut aufgestellt. Was hingegen zu kurz kommt, sind alternative Unterstützungsformen. Viele Menschen möchten heute so lange wie möglich selbständig bleiben – und das am liebsten in den eigenen vier Wänden. Damit dies möglich ist, sind sie jedoch darauf angewiesen, bei Bedarf auf punktuelle Unterstützung zurückgreifen zu können. Ich denke an Spitexangebote, Mahlzeitendienste, betreute Wohnangebote oder andere individuelle Dienstleistungen.
Entscheidend ist die Balance zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Ein schweizweiter Vergleich bezüglich der Nutzung von ambulanten und stationären Angeboten sowie den «BESA»-Stufen zeigt, dass diese Balance in Uri heute nur bedingt gegeben ist. Mit dem «BESA»-System werden die Pflegeleistungen erfasst, die nötig werden, wenn Bewohnende infolge von gesundheitlichen Beeinträchtigungen Unterstützung benötigen. Heute verzeichnen die Urner Pflegeheime insbesondere bei den tiefen BESA-Stufen eine hohe Belegung. Mit anderen Worten: Viele ältere Menschen könnten noch zu Hause leben – wenn denn die entsprechenden Unterstützungsangebote vorhanden wären. Der ambulante Bereich hingegen wird zu wenig genützt.
Der Mangel an individuellen und alternativen Pflegedienstleistungen führt dazu, dass die Betroffenen in Pflegeheime einziehen – und setzt damit natürlich die Pflegeeinrichtungen einem hohen Druck aus. Volle Betagtenzentren sind aber nicht nur ein Problem für die Betroffenen, sondern auch für ihre Angehörigen. Oftmals gibt es keinen Platz, wenn er gebraucht wird. Die hohe Inanspruchnahme stationärer Einrichtungen treibt zudem die Gesundheitskosten in die Höhe, was sich letztlich auf die gesamte Gesellschaft auswirkt.
Was also ist zu tun? Meiner Meinung braucht es ein klares Bekenntnis und umfassende Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur der älteren Bevölkerung. Um den wachsenden Bedürfnissen der älteren Bevölkerung nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen gerecht zu werden, müssen wir jetzt die nötigen Schritte aufgleisen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine gesundheitspolitische Aufgabe, sondern auch eine gesellschaftliche Verpflichtung.