Eine weitere wichtige Massnahme ist aus meiner Sicht auch die Stärkung des öffentlichen Verkehrs. Dieser kann insbesondere auf der Nord-Süd-Achse eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung von Staus spielen. Durch den Ausbau von Bahnverbindungen und die Verbesserung des Angebots können mehr Reisende dazu bewegt werden, auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umzusteigen. Und was für den Pendel- und Reiseverkehr gilt, ist beim Güterverkehr nicht anders: Mit einer konsequenten Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene leisten wir einen weiteren Beitrag zur Entlastung der Verkehrsinfrastruktur am Gotthard.
Klar ist: Beim Thema Gotthard gibt es nicht die heilsbringende Lösung – vielmehr braucht es eine Kombination von ganz verschiedenen Massnahmen, um das Stauproblem auf der Gotthardroute nachhaltig in den Griff zu bekommen. Beispiele, wie verkehrstechnische Herausforderungen erfolgreich angegangenen werden können, gibt es gerade in unserer Region zahlreiche. So war beispielsweise die Eröffnung des neuen Bahnhofs Altdorf im Jahr 2021 ein Meilenstein in der Urner Verkehrspolitik. Dank des Projekts sind das Tessin und die grossen Wirtschaftszentren im Norden ab Altdorf heute wesentlich besser erschlossen als noch vor ein paar Jahren. Erfreulich ist darüber hinaus, dass im Zuge des neuen Bahnhofs auch das Angebot beim Busverkehr ausgebaut wurde.
Alles gut also? Nicht ganz. Zwar sind die Verbindungen aus Uri in Richtung Luzern und Basel heute sehr gut – in Richtung Zug und Zürich sehe ich jedoch noch Verbesserungspotenzial. Die Problematik ist insbesondere deshalb dringlich, weil viele Urnerinnen und Urner gerade in diese Regionen pendeln, um dort zu arbeiten oder zu studieren. Aber auch für die umgekehrte Richtung sehe ich Potenzial: Viele Leute aus Zug und Zürich besuchen unsere Region, um hier zu wandern, zu surfen oder andere Freizeitaktivitäten auszuüben. Von diesen (Tages-)Gästen profitiert auch unsere Wirtschaft. Und klar: Je mehr schnelle und direkte Verbindungen in unseren Kanton, desto mehr Ausflügler.
Bei der Diskussion über den ÖV geht es aber nicht nur um den Pendelverkehr. Genauso wichtig ist auch der Ausbau der touristischen Infrastruktur. Auch in diesem Bereich hat sich in den vergangenen Jahren etwas getan: Dank Investitionen der Matterhorn Gotthard Bahn verkehren heute zusätzliche Züge in der Schöllenen sowie weiterführende Züge von Göschenen direkt nach Realp. Gut so! Die Erschliessung von touristischen Attraktionen im ländlichen Raum mit dem öffentlichen Verkehr ist nämlich nicht nur für die Touristinnen und Touristen, sondern auch für die Wohnbevölkerung von grossem Nutzen.
Die verkehrstechnischen Herausforderungen im Kanton Uri sind gross und zahlreich. Während mit dem neuen Bahnhof Altdorf das öV-Angebot in der Region stark verbessert wurde, gibt es in anderen Bereichen noch grosses Potenzial. Gerade beim Nadelöhr Gotthard sind zielführende und zukunftsfähige Lösungen gefragt.